Deutsche Provinz der Jesuiten

Vor 450 Jahren starb Polens Nationalheiliger Stanislaus Kostka

Der populäre Landespatron wurde nur 18 Jahre alt

Er hat einen Hashtag in den Sozialen Medien, sogar ein Theaterstück und ein Comic sind ihm gewidmet. Und von der polnischen Bischofskonferenz wurde 2018 zum Gedenkjahr für den Nationalheiligen Stanislaus Kostka erklärt.

Stanislaus Kostka werden nicht nur "einfache" Heilungen als Wunder zugeschrieben. Auch Könige der polnisch-litauischen Krone schrieben den Sieg in wichtigen Schlachten seiner Fürsprache zu. Überhaupt sei Kostka ein "äußerst ungewöhnlicher und populärer Heiliger", findet der Jesuit und Buchautor Marek Wojtowicz. Auch weil er gerade einmal 18 Jahre alt wurde. Vor 450 Jahren, am 15. August 1568, starb Kostka während seiner Novizenzeit bei den Jesuiten.

1550 wurde Kostka in eine adlige Familie auf Schloss Rostkowo nördlich von Warschau hineingeboren. Ab 1564 ging er mit seinem älteren Bruder Paul an einem Jesuitenkolleg zur Schule - und dass "nicht wie für den polnischen Adel üblich 'nur' nach Krakau, sondern nach Wien", so Ordensmann Wojtowicz: "Wien hatte einen besseren Ruf, und sowohl die Eltern als auch Stanislaus waren sehr ambitioniert."

Er musste sich dann auch sehr anstrengen, um auf der Wiener Schule mithalten zu können. Deshalb gilt er auch als Heiliger für alle Menschen, denen Bildung und Herausforderungen wichtig sind. Neben Polnisch sprach Kostka schon früh Deutsch und lernte natürlich Latein. Überlieferungen zufolge war er ein guter Schüler und sehr religiös. Mit diesen Attributen wurde er auch zum Patron der studierenden Jugend sowie von Ministranten und Jesuitennovizen.

1565 erkrankte er mit 15 erstmals schwer und hatte im Fieber zwei Visionen. In der einen erschien ihm Maria mit dem Jesuskind, in der zweiten brachte ihm die heilige Barbara die Kommunion. Am Folgetag war er vollständig genesen. Er verspürte den Wunsch, in den Jesuitenorden einzutreten, was seine Eltern ablehnten.

Daraufhin floh er aus Wien - angeblich als Bettler verkleidet. Im bayerischen Dillingen traf er auf Katechismus-Autor Petrus Canisius, der ihn nach Rom auf die Jesuitenschule schickte. Kein Jahr später, am 10. August 1568, erkrankte der junge Novize erneut. Diesmal wohl an Malaria und ohne Chance auf Genesung. Fünf Tage später starb er, angeblich den Sterbetag bis zum Fest Mariä Himmelfahrt hinauszögernd.

Marmorfigur von Pierre Legros im Sterbezimmer des hl. Stanislaus (1703) in S. Andrea al Quirinale in Rom.

Der Kult um seine Person soll direkt nach dem Tod eingesetzt haben, so Kostka-Kenner Wojtowicz. "Einige kleinere Heilwunder sollen gleich nach dem Begräbnis geschehen sein." Schon 1602 fand die Seligsprechung statt. Weil seine Fürsprache zu mehreren Siegen bei wichtigen Schlachten geführt haben soll, wurde er 1674 Patron der polnisch-litauischen Krone.

Auch soll durch sein Wirken ein Junge zurück ins Leben geholt worden sein, der in einen Brunnen gefallen war. Zudem soll er 1629 die Stadt Lublin vor der Pest bewahrt haben. 1726 wurde er schließlich heiliggesprochen. Begraben ist Kostka in der römischen Kirche Sant'Andrea al Quirinale; Reliquien finden sich in vielen Kirchen zwischen Oder und Bug.

Ohnehin gibt es in Kostkas Heimatland mehrere Dutzend Gotteshäuser, die nach ihm benannt sind. Zudem ist er Patron zahlreicher Städte und Diözesen: so etwa von Warschau, Posen, Lublin oder Lemberg. Und sogar San Estanislao in Paraguay und die kanadische Gemeinde Saint-Stanislas-de-Kostka in der Provinz Quebec tragen seinen Namen.

Auch 450 Jahre nach dem Tod könne Kostka gerade jungen Menschen als Beispiel dienen, schreiben die polnischen Bischöfe zum Jubiläumsjahr: "Seine Lektionen sind ein Aufruf zur Treue zum katholischen Glauben, auch wenn er in der Welt Gegenwind erhält." Jesuitenpater Wojtowicz wird konkreter: Weil er sich dem Willen seiner Eltern widersetzte, kann er auch als mahnendes Beispiel für alle Eltern dienen, die für ihre Kinder einen Plan haben, der von diesen nicht realisiert wird.

"Er zeigte eine Aufopferungsgabe für höhere Aufgaben und legte viel Geduld an den Tag", sagt der Kostka-Experte. "Das spricht junge Leute an, die noch am Anfang der Berufslaufbahn stehen und Ambitionen haben." Da passt es, dass katholische Jugendorganisationen in Polen einen Hashtag eingerichtet haben, unter dem junge Menschen ihre Selfie-Aufnahmen hochladen können. Am Ende sollen alle Selbstporträts zusammengetragen werden, und es wird ein neues, digitales Porträt des Heiligen entstehen.

Markus Nowak (KNA)

Der Benjamin unter den Heiligen

Am 28. Oktober 1550 wurde Stanislaus Kostka in Rostkowo (Herzogtum Masowien) in Polen geboren. Dort wächst er im Schloss seiner Eltern auf; mit 14 Jahren wird er in das neue Jesuitenkolleg "Am Hof" nach Wien geschickt. Gemeinsam mit seinem älteren Bruder Paul verbringt er drei für ihn zum Teil schwierige Jahre in Wien: seine religiöse Überzeugung und der häufige Besuch der Messe tragen ihm Verständnislosigkeit und Spott ein.

In Wien reift auch sein größter Wunsch, ins Noviziat der Jesuiten einzutreten. Das Leben der Jesuitenpatres in Wien hat ihn stark beeindruckt. Aber seine Familie, vor allem der Vater, ist strikt gegen die Pläne von Stanislaus. Der damalige Provinzialobere in Österreich, Pater Maggi, wagt nicht, Stanislaus ins Noviziat aufzunehmen, weil er feindselige Schritte des polnischen Adeligen gegen den jungen Jesuitenorden fürchtet.

1567 wird die Situation für Stanislaus in Wien unerträglich; vor allem sein Bruder Paul lässt ihn seine Verachtung spüren. So flieht Stanislaus - als Bettler verkleidet - nach Dillingen in Süd-Deutschland, um dort Petrus Canisius, den Provinzial der deutschen Jesuiten, zu treffen und ihn um Aufnahme ins Noviziat zu bitten. Dieser schickt ihn nach Rom, wo er an seinem 17. Geburtstag vom Generaloberen Franz Borgia schließlich ins Noviziat der Gesellschaft Jesu aufgenommen wird. Sein adeliger Vater ist empört: "Ein Kostka - ein Bettler!"

Stanislaus macht die im Noviziat vorgesehenen vierwöchigen Geistlichen Übungen nach dem Exerzitienbuch des heiligen Ignatius von Loyola. Als der später heiliggesprochene Petrus Canisius in Rom eine Ansprache hält und darin mahnt, man solle jeden Monat so beginnen, als sei es der letzte, erklärte Stanislaus - obwohl ganz gesund - das habe ihm gegolten. Tatsächlich verstirbt er am 15. August 1568 nach einem Blutsturz, im zehnten Monat seines Novizats. Seine sterblichen Überreste ruhen in der Kirche St. Andrä am Quirinal in Rom.

Stanislaus Kostka hat seine Zeitgenossen durch seine Entschlossenheit, sein sicheres Urteil und seine ungeheuchelte Frömmigkeit beeindruckt. 1670 wird er selig-, 1726 heiliggesprochen. Der heilige Stanislaus wird zum Patron Polens, der studierenden Jugend und der Sterbenden sowie der Jesuitennovizen. Sein Gedenktag ist der 13. November. In der Kapelle des Noviziatshauses in Nürnberg wird eine Reliquie des Heiligen aufbewahrt.

letzte Aktualisierung am 14.08.2018