Die weltweite Mission der Gesellschaft Jesu beginnt mit der Ausbildung, betont der Berater des Generaloberen für Ausbildungsfragen, P. Jose Magadia SJ. Das wird in der Deutschen Provinz deutlich, wenn ab September in Nürnberg das gemeinsame Noviziat startet und sich erstmals Kandidaten aus Litauen und Ungarn zusammen mit dem Nachwuchs aus Österreich, Schweiz und Deutschland auf den Ordenseintritt vorbereiten.
Zurzeit gibt es weltweit ungefähr 720 Jesuitennovizen und 2.300 Scholastiker, also Jesuiten vor der Priesterweihe. Heute kommen 80 Prozent der Jesuitenscholastiker aus Asien, Afrika und Lateinamerika; während bloß 20 Prozent aus Europa und Nordamerika stammen. "Dies wird sich bemerkbar machen", ist Pater Magadia überzeugt. "Diese jungen Männer, wenn sie einmal Führungspositionen in der Gesellschaft übernommen haben, werden nicht nur das Gesicht des Ordens prägen, sondern sie werden auch die Richtung seiner Mission bestimmen." Schon heute sei sich Pater General dieser Wirklichkeit bewusst. Doch, wie Pater Magadia betont, "Wichtiger als Quantität ist die Qualität. Wir müssen fragen, wie man die Gesellschaft am besten für die Zukunft vorbereiten kann."
Sprachkompetenz ist in der Ausbildung von größter Wichtigkeit. "Zum Beispiel ist Englisch für die vielen Novizen in Indien und Vietnam in den letzten Jahren eine wichtige Unterrichtssprache geworden", berichtet Magadia. Doch es zeigt sich, dass Vietnamesisch in Vietnam, und Hindi und Tamil in Indien (neben anderen Sprachen) entscheidend bleiben. Manche Zentren benützen Englisch als Unterrichtssprache für Theologie und Philosophie, doch es gibt auch große Unterschiede im Sprach-Niveau. "Wir müssen das Beste daraus machen." In jeder Provinz sollten sich die Ausbildungsverantwortlichen um die Sprachkompetenz des Ordensnachwuchses sorgen, mit einem gewissen Nachdruck auf Englisch, Spanisch oder Französisch - um letztlich eine solidere Ausbildung bieten zu können. Vor dem Hintergrund der großen örtlichen Unterschiede sind allgemeine Richtlinien von Rom aus sehr schwer festzulegen. Jede Provinz oder Region muss dabei selbst die nötigen Maßnahmen festlegen.
"Noch wichtiger als die geistige Qualität ist die Frage, ob ein junger Jesuit bereit und in der Lage ist, die Gelübde zu leben, angesichts der Herausforderungen in der heutigen Welt", betont Magadia. Pater Magadia räumt ein, dass dies in manchen Gegenden ein Problem darstellt. Es sei seit einigen Jahren so, dass von denen, die als Novizen eintreten, es ungefähr die Hälfte bis zur Priesterweihe im Orden blieben.
Sind negative sozio-politische oder kulturelle Umstände einen Einfluss auf den Entschluss, in den Orden einzutreten? "Manchmal kann ein negatives Umfeld mehr Berufungen bringen, wenn das Ordensleben mehr Möglichkeiten für einen größeren Dienst oder mehr Sinn im Leben bieten kann", antwortet Magadia. "Andererseits können Kriegs- oder Gewaltverhältnisse Berufungen auch negativ beeinflussen."
Ein anderes, sehr wichtiges Thema für die zeitgemäße Ausbildung ist die Förderung einer Offenheit "dem Anderen" gegenüber, insbesondere der Dialog mit anderen Religionen. Angesichts der Vielschichtigkeit der Fragen sei hierbei der Austausch der Erfahrungen und eine provinzübergreifende Reflexion äußerst wichtig. Infolge der gegenwärtigen Flüchtlingskrise in Europa haben diese Themen eine noch größere Relevanz erhalten. Es ist eine große Herausforderung, darauf zu achten, dass die jungen Männerwährend ihrer Ausbildung Kontakt haben mit diesen "Anderen", besonders mit Ausgegrenzten, wie Migranten und Flüchtlingen, Gefangenen, Obdachlosen und Verfolgten. Das soziale Apostolat der Gesellschaft Jesu ist zu einer weltumfassenden und allgemeinen Antwort gerufen, während es sich weiter mit örtlichen Bedürfnissen befasst. Magadia: "Wir müssen uns ständig fragen, wo die Grenzen sind - in den Worten des Papstes: Gehen Sie zu den Peripherien!"
Der Ruf des Heiligen Vaters an die Peripherien enthält eine Einladung zu einer größeren Einfachheit und Solidarität. "Zugleich", betont Magadia, "sind wir uns auch bewusst, dass eine qualitätsvolle Bildung auch etwas kostet. Obwohl moderne Technologie für die Ausbildung ziemlich teuer sein kann, müssen wir lernen, sie für unsere Mission zu nutzen und gleichzeitig dabei auf unseren Lebensstil achten."
Angesichts der vielfältigen Herausforderungen, die sich der Gesellschaft Jesu stellen, sind die Erwartungen an den nächsten, im Oktober dieses Jahres zu wählenden Pater General, groß. Auf das Profil des künftigen Generaloberen angesprochen, meint Pater Magadia, dass der neue General "aggressiver" und "fortschrittlicher" sein müsse. "Angesichts der allgemeinen Lage der Welt, brauchen wir eine starke Führung; dabei dürfen wir nicht vergessen, dass wir ebenso einen Seelsorger brauchen, einen Oberen, der sich persönlich um seine Leute kümmern kann."
P. José Cecilio J. Magadia SJ wurde 1960 auf den Philippinen geboren. Er trat 1980 in den Orden ein und wurde 1991 zum Priester geweiht. Außer Philosophie und Theologie studierte er Politikwissenschaft an der Columbia University in New York und unterrichtete danach in Manila. Von 2008 bis 2013 war er Provinzial der Philippinischen Ordensprovinz. Seit 2013 ist Pater Magadia Generalsberater für Ausbildung in der Ordenszentrale in Rom.