Die zweijährige Prüfungszeit des Noviziats endet mit der Ablegung der "ersten" (einfachen) Gelübde. Darin bindet sich der Novize für immer an den Orden und legt Gott gegenüber das Versprechen der Armut, der Keuschheit und des Gehorsams ab. Gelübde sind keine Verfügung über Gottes Willen, sie sind keine außerordentliche Leistung oder eine willkürliche Selbstbestimmung des Menschen. Sondern die verbindliche Entscheidung für das Ordensleben stellt immer eine Antwort des Einzelnen auf das Geschenk des von Gott her erfahrenen Rufes dar.
Durch den Geist Jesu bewegt, fühlten sich Ignatius und seine Gefährten berufen, in Armut zu predigen. Deswegen verzichtet ein Jesuit auf Privateigentum und stellt sich in die Gütergemeinschaft seines Ordens. Dies hat eine "apostolische" Bedeutung, weil die Armut die eigene Glaubwürdigkeit unterstreicht: Ein Jesuit soll nur aus Gott und auf Gott hin leben. Sein Lebensstil soll einfach sein mit der Bereitschaft, alles untereinander und mit anderen zu teilen. Außerdem soll er verfügbar sein zu jeder Art von Dienst gerade für diejenigen, die diese Hilfe am nötigsten haben.
Im Gelübde der Keuschheit entscheidet sich der Jesuit in einer so einzigartigen Liebe für Jesus Christus und seinen Dienst, die die Ehe und jede andere ausschließliche Beziehung wie auch die Befriedigung seiner Sexualität ausschließt. Dies wertet die Ehe nicht ab, sondern verweist auf eine Liebe und Treue, die tiefer als der geschlechtliche Ausdruck ist und für die die Ehe und die Ehelosigkeit zwei verschiedene Verwirklichungen sind. Den Jesuiten stärken dabei die Vertrautheit mit Gott und die Freundschaft mit Christus, die Gefährtenschaft mit den Mitbrüdern im Orden und der Dienst für die Mitmenschen.
Mit dem Gelübde des Gehorsams stellt sich der Jesuit in die Sendung seines Ordens, Jesus Christus in der Kirche zu dienen. Der Gehorsam vollzieht sich vor allem in der "Destination", d.h. in der Sendung durch den Oberen. Nach dem Beispiel Christi soll der Obere seine Autorität im Geist des Dienstes ausüben und sich dabei von kluger Liebe und dem Rat der Mitbrüder leiten lassen. Voraussetzung dafür ist bei jedem Einzelnen die volle Verfügbarkeit und die Offenheit des Gewissensurteils dem Oberen gegenüber. Ein Jesuit soll seine ganze Absicht und alle Kräfte sowie große Bereitschaft, geistliche Freude und Ausdauer einsetzen, um den Willen Gottes mehr zu entsprechen.
"Letzte" (feierliche) Gelübde macht ein Jesuit erst am Ende einer mindestens zehnjährigen Ausbildungszeit und nach dem "Tertiat". Bei der Ablegung werden die drei Gelübde feierlich wiederholt. Bei einer Profess fügen die Patres (Ordenspriester) noch ein viertes Gelübde hinzu, das die Verfügbarkeit für Sendungen des Papstes in besonderer Weise ausdrückt. Dieses Gelübde gilt als ein unterscheidendes Merkmal des Jesuitenordens.